Biografie
Jule Gölsdorf arbeitete nach dem abgeschlossenen Politik-Studium und einem Volontariat als Journalistin und Moderatorin, unter anderem für den Nachrichtensender n-tv, das ZDF und die ARD. 9 Jahre lang war sie ein Gesicht der ZDF-Kindernachrichten-Sendung „logo!“, die 2012 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Zu ihren großen Leidenschaften zählen das Reisen und das Schreiben. In ihrem ersten Kriminalroman verbindet die Autorin, die für n-tv auch das 24-Stunden-Rennen von Le Mans moderiert, ihre Leidenschaft für den Motorsport mit ihrer Begeisterung für die Cote d´Azur. “Mörderisches Monaco” erschien im April 2015 im Aufbau-Verlag. Im Oktober 2016 erschien der zweite Monaco-Krimi „Tödliche Vorstellung“, der beim berühmten Zirkusfestival von Monte Carlo spielt. Im September 2015 erschien zudem das populär-wissenschaftliche Sachbuch „Harn aber herzlich“ bei Piper. Zuvor veröffentlichte Jule bereits unter dem Pseudonym Dana Phillips zwei stimmungsvolle Reiseromane beim Lübbe-Verlag und ein Hörbuch für Kinder im Hörverlag.
Die Hannoveranerin mit österreichischen Wurzeln ist die Tochter des Unternehmers Dieter Gölsdorf, dessen Duesenberg-Gitarren von internationalen Stars wie Johnny Depp, den Rolling Stones oder Peter Maffay gespielt werden. Jule ist in Frankfurt am Main, Köln und auf Reisen zuhause und hält sich fit mit Yoga, Laufen, Reiten, Skifahren, Schießen und Fitness.
Mehr zu Jule Gölsdorf unter www.jule-goelsdorf.com und https://www.facebook.com/julegoelsdorf
FAQ
Der neue Krimi spielt beim Zirkusfestival in Monaco – was fasziniert dich so am Zirkus?
Ein Zirkusbesuch ist für mich eine Erinnerung an ein Stück glückliche Kindheit! Der Zirkus ist ein Ort, an dem sich die ganze Familie trifft, und nicht nur das: Bei einem Zirkusbesuch sitzen Leute aus allen Gesellschaftsschichten zusammen, ob jung, alt, arm oder reich. Der Zirkus verbindet die Menschen, das gefällt mir sehr. Und: Eine Zirkusvorstellung ist live, echt und ohne Filter! Hier dürfen auch Fehler passieren, das ist nicht schlimm, ganz im Gegenteil: Oft bekommen gerade die Artisten, die nach einer Panne wieder aufstehen und die Nummer noch einmal versuchen, den größten Applaus.
Was macht das Festival in Monaco aus?
Dass eben auch dort – trotz der vielen Reichen und Superreichen die unterschiedlichsten Menschen zusammenfinden. Zum Beispiel sitzt die Fürstenfamilie direkt neben den übrigen Zuschauern, ohne Absperrung und großes Sicherheitsaufgebot. Und: In Monaco treffen sich die besten Artisten aus aller Welt, nirgendwo sonst sieht man so viele großartige Zirkusnummern während einer Vorstellung.
Hast du die Fürstenfamilie schon mal persönlich getroffen?
Ja, ich habe Prinzessin Stéphanie von Monaco kennengelernt und ich durfte ein kurzes Interview mit ihr führen. Sie ist viel hinter den Kulissen des Zirkus´ unterwegs, hat überhaupt keine Berührungsängste und fällt zum Beispiel den Artisten hin und wieder um den Hals! Die Prinzessin kümmert sich wirklich rührend um das Festival. Sie scheint sehr bodenständig zu sein, ich habe sie meistens ungeschminkt und in Jeans und Turnschuhen gesehen. Das fand ich sehr sympathisch. Lustig war, als ich ihr vorgestellt wurde, habe ich ihr einfach die Hand geschüttelt! Im Nachhinein war ich mir gar nicht sicher: Darf man das, erlaubt das die Etikette? Aber sie war sehr nett und stand meiner Idee, meinen nächsten Krimi beim Zirkusfestival von Monaco spielen zu lassen, offen gegenüber. Sie sagte, dass bei den Zirkusleuten zwar jede Menge los sei, dass der Zirkus aber generell eher eine Geschichte von Familienzusammenhalt und großen Freundschaften erzählt. Aber das hat für mich eben auch den Reiz ausgemacht: Diese vermeintlich heile Welt gründlich durcheinander zu wirbeln!
Was passiert denn in deiner Geschichte?
Beim Zirkusfestival treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Und das gemeine ist: Er lässt die Artisten in der Manege sterben, während ihres Auftritts! Eine Raubtierdompteuse wird von einem ihrer Tiger angefallen und getötet, eine andere Artistin, die mit exotischen Schlangen auftritt, stirbt an den Folgen eines Schlangenbisses. Die Frage ist natürlich: Wie hat es der Mörder geschafft, dass die Zirkustiere ihre menschlichen Partner angreifen? Und wer hätte ein Motiv, die Artisten umzubringen? Stecken womöglich die Tierschützer dahinter, die gegen die Haltung und Dressur von Wildtieren im Zirkus demonstrieren? Zeitgleich mit den Ereignissen auf dem Zirkusgelände stürzt auch noch eine Frau vom Dach des ozeanografischen Museums in den Tod… Meine Kommissare Henri Valeri und Coco Dupont haben alle Hände voll zu tun!
Du hast dir also auch ein politisches Thema vorgenommen?
Ja, mir ist es schon sehr wichtig, dass meine Krimis nicht nur spannend sind, sondern dass die Geschichten auch ein bisschen Tiefgang haben und den Leser im besten Fall zum Nachdenken bringen! Bei meinem ersten Monaco-Krimi ging es unter anderem um Homosexualität unter Sportlern, beim zweiten Buch spielt der Tierschutz eine große Rolle: Ist es noch zeitgemäß, Wildtiere im Zirkus auftreten zu lassen? Welche Argumente führen die Gegner ins Feld? Mit welchen Vorurteilen haben die Artisten zu kämpfen, welche Traditionen sollten bewahrt werden und von welchen sollte man sich besser verabschieden?
Wie hast du denn für die Geschichte recherchiert?
Ich war mehrere Male beim Zirkusfestival in Monaco und bin dort mit vielen Artisten ins Gespräch gekommen, um zu verstehen, wie die Zirkusleute leben und was ihnen wichtig ist. Aber mir waren die Interviews mit den Tierschützern genau so wichtig, um auch die Argumente der anderen Seite zu hören. Ich habe schon viel Zirkusluft geschnuppert, nicht nur beim Festival, sondern ich bin auch für eine Woche bei einem Schweizer Zirkus mitgereist, um sozusagen am eigenen Leib zu erfahren, wie der Alltag im Zirkus aussieht. Das war eine großartige Woche, eine sehr interessante Erfahrung! Und ich spreche natürlich auch immer wieder mit der Polizei, mit Psychologen und Rechtsmedizinern, schließlich bin ich Journalistin, es ist mir wichtig, dass alles stimmt und realitätsnah erzählt wird. Ich habe mir sogar mal eine Obduktion angesehen.
War das nicht hart?
Und ob! Einen toten Menschen nackt und bloß auf dem kalten Stahl liegen zu sehen, ist nicht einfach, besonders dann nicht, wenn der Schädel aufgesägt und das Gehirn untersucht wird! Das ist wie in einem Horrorfilm! Andererseits ist es faszinierend, was man anhand dieser Untersuchungen alles über einen Toten herausfinden kann. Beeindruckend auch, wie locker der Rechtsmediziner und seine Assistenten mit der Situation umgegangen sind. Für sie ist das der ganz normale Berufsalltag, sie unterhalten sich nebenher über ganz banale Sachen, mir dagegen war schon recht mulmig zumute, aber zuletzt überwog doch die Faszination.
Du hast sogar ein Praktikum bei der monegassischen Polizei gemacht?
Das stimmt, ich bin eine Woche lang mit den Beamten der monegassischen Polizei, der Surete publique, unterwegs gewesen und habe mir alles genau angeschaut. Besonders interessant fand ich die Kameraüberwachungszentrale. In Monaco gibt es mittlerweile über 600 Kameras, jeder Winkel kann von einem der elektronischen Augen beobachtet werden. Und was besonders aufregend war: Gerade als ich in der Zentrale war, gab es einen Überfall auf ein Juweliergeschäft, und ich konnte alles live auf den Bildschirmen miterleben: Eine Verfolgungsjagd inklusive Schusswechsel!
Wie bist du denn überhaupt darauf gekommen, Krimis zu schreiben?
Schon als Kind habe ich gerne geschrieben, mir Geschichten ausgedacht, ähnlich wie die Abenteuer der fünf Freunde von Enyd Blyton, und ich habe auch die Buchcover dazu entworfen und selbst gezeichnet. Natürlich habe ich auch viel gelesen und mir in der Stadtbücherei jede Menge Bücher ausgeliehen. Auch heute noch lese ich in jeder freien Minute, ohne Bücher könnte ich gar nicht leben! Und irgendwann habe ich gedacht: Ich lese gerne, ich schreibe gerne, warum schreibe ich nicht endlich mein erstes Buch?
Warum spielen die Krimis gerade in Monaco?
Mich fasziniert dieses spezielle Fleckchen Erde einfach! Das klitzekleine Fürstentum, die Fürstenfamilie selbst und ihre spannende Geschichte, dieser Ort, an dem auf engsten Raum Menschen aus aller Welt zusammenkommen. Viele von ihnen mit sehr viel Geld, Superreiche, die sich in enge Appartements zwängen lassen, nur um hier Steuern zu sparen. Das ist diese besondere Mischung: Auf der einen Seite eine künstliche Welt, ein Leben wie mit Zuckerguss überzogen: Geld, Macht, gekaufte Schönheit, viel Oberflächliches, auf der anderen Seite die ganz normalen Leute, die eben auch dort leben und arbeiten. Außerdem ist die Gegend natürlich wunderschön, die Cote d´Azur zwischen Frankreich und Italien! Ich liebe das milde Klima, die mediterrane Küche, bin einfach sehr gerne dort! Und: Es gab bisher noch keine Krimis, die dort angesiedelt sind, da habe ich meine Chance genutzt!
Der erste Krimi ‚Mörderisches Monaco’ spielt in der Formel 1 – ist das ein Krimi nur für Motorsportfans?
Nein, ganz im Gegenteil! ‚Mörderisches Monaco’ ist ein ganz klassischer Krimi und zugleich der Auftakt zu einer Reihe um die Kommissare Valeri und Dupont, die im Fürstentum Monaco ermitteln. Aber weil die Formel-1 ja etwas ist, das man sofort mit Monaco in Verbindung bringt, habe ich mich entschieden, den ersten Fall im Umfeld der Formel-1 spielen zu lassen. Das heißt: Die Kommissare ermitteln im Formel-1-Milieu, das heißt aber nicht, dass ich die Leser mit technischen Details langweile! In meiner Geschichte werden die Ehefrau und der Sohn eines Rennfahrers erschlagen aufgefunden – das ist der Plot, es geht aber vor allem um das Umfeld, die Familie, die unterschiedlichen Beziehungen der Protagonisten zueinander. Ich denke, dass sich Formel-1-Fans freuen, dass ein Krimi in ihrem Lieblings-Setting spielt und ich hoffe, dass ich allen anderen die Faszination Formel-1 ein wenig näher bringen kann. Ich war ja selbst überrascht, wie mich dieser Sport allein durch die Recherche vor Ort begeistert hat. Bevor ich mich für den Krimi mit der Formel-1 beschäftigt habe, war ich kein großer Fan, aber nachdem ich dort lange recherchiert habe, kann ich verstehen, was die Menschen am Motorsport fesselt. Und gerade in Monaco ist man so nah dran, wie nirgendwo sonst, das ist schon faszinierend: Die Lautstärke, die Rennwagen, die in Sekundenschnelle an einem vorbei rasen, die Spannung, da liegt einfach ein Kribbeln in der Luft. Und dazu kommt natürlich auch noch: Das Rennen in Monaco ist kein klassisches Formel-1-Rennen. Monaco hat einfach ein ganz besonderes Flair, allein dadurch, dass das Rennen auf einem Stadtparcours stattfindet, dann die vielen Prominenten, die – auch durch die Filmfestspiele, die kurz zuvor in Cannes stattfinden – vor Ort sind. Monaco ist einfach Glamour pur!
Was ist das Besondere für Dich am Schreiben?
Ich liebe es einfach, Geschichten zu erfinden und Charaktere zum Leben zu erwecken. Für mich ist es das größte Glück, durch Kreativität und Recherchen in andere Welten einzutauchen und daraus einen spannenden Plot zu entwickeln. Ich bin so dankbar dafür, dass ich durch meinen Beruf die Gelegenheit bekomme, die unterschiedlichsten Ecken dieser Welt zu sehen und Menschen zu treffen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Für den Reiseroman „Aber bitte mit Sake“ durfte ich zum Beispiel 6 Wochen lang auf dem japanischen Kreuzfahrtschiff „Peaceboat“ mitreisen und unter anderem Interviews mit Überlebenden der Atombombenkatastrophe von Hiroshima und Nagasaki machen. Das hat mich sehr bewegt und beeindruckt. Und bei der Recherche zu ‚Mörderisches Monaco’ durfte ich hinter die Kulissen der monegassischen Polizei und der Formel-1 schauen. Für das zweite Buch war ich beim Zirkusfestival in Monaco unterwegs – das sind alles so aufregende, spannende und überraschende Erlebnisse, das ist doch toll! Dazu kommt, dass man sich durch das Schreiben wunderbar ausdrücken kann und etwas Bleibendes schafft, mit dem man – im Idealfall – andere auch noch gut unterhält.
Wo schreibst Du am liebsten?
Am besten kann ich in Cafés schreiben – der Trubel um mich herum inspiriert mich einfach – und außerdem kann ich mir immer einen frischen Kaffee bestellen! Und wenn ich – was auch immer mal wieder vorkommt – eine Schreibblockade habe, beobachte ich einfach die Leute um mich herum, bis mir wieder eine Idee kommt. Das gute ist ja, wenn ich alleine mit meinem Laptop dort sitze, muss ich früher oder später einfach weiterarbeiten. Zuhause würde ich wahrscheinlich anfangen, die Küche zu putzen oder zu bügeln… Wobei ich in meiner Wohnung schon auch ab und an schreibe – oder auf dem Sofa meiner Mutter in Hannover, da fühle ich mich zuhause und bestens versorgt, meine Eltern sind generell gute Ratgeber, was meine Geschichten angeht. Und natürlich schreibe ich auch an den Orten, an denen meine Geschichten spielen. In Monaco saß ich zum Beispiel gerne im Café de Paris oder in einem der kleinen Läden im Hafen.
Wie kommst Du auf Deine Ideen?
Das ist ganz unterschiedlich – zum einen durch die gerade genannte Vorort-Recherche, zum anderen kommen mir aber auch in den absurdesten Situationen Ideen. Die Szenerie für das Ende von „Mörderisches Monaco“ ist mir zum Beispiel eingefallen, als ich gerade in der Maske beim Hessischen Rundfunk saß. Während die Maskenbildnerin mich für die Sendung geschminkt hat, habe ich über meine Geschichte nachgedacht – und plötzlich war das Ende in meinem Kopf, keine Ahnung, warum das gerade in dieser Sekunde passiert ist. Manchmal kommen mir auch mitten in der Nacht Ideen, die ich mir dann unbedingt notieren muss, sonst kann ich mich am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern. Ich bin aber generell sehr aufmerksam, beobachte Szenen oder notiere mir Dialoge in meinem Notizbüchlein und verwende sie dann später irgendwo… Mein Notizbuch ist immer ein guter Fundus.
Welche Krimiautoren magst Du selber gerne?
Da gibt es viele, ich lese sehr gerne Krimis. Ich mag unsere Deutschen: Oliver Bottini, Klaus-Peter Wolf, Jean-Luc Bannalec, Nele Neuhaus, Charlotte Link, Sebastian Fitzek, Karen Sander, Zeno Diegelmann, aber natürlich auch die internationalen Krimiautoren, Simon Beckett, Hjorth & Rosenfeldt, Robert Galbraith, Tanja French, Donna Leon, und tausend andere, die ich jetzt gerade vergessen habe 🙂